Gemeinsamer Diskussionsbeitrag, den das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Research-Team der KfW im Rahmen von COP30.
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Auch wenn Regierungen verstärkt nationale Interessen in den Vordergrund ihrer Wirtschafts- und Finanzpolitik rücken: Auf dieser Basis gibt es gleichwohl Wege zu mehr Kooperation bei der Begrenzung der globalen Erwärmung.
Das ist die Botschaft eines gemeinsamen Diskussionsbeitrags, den das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Research-Team der KfW, einer der weltweit führenden Förderbanken, heute auf dem Weltklimagipfel COP30 in Brasilien vorgestellt haben.
Das Papier beschreibt den wachsenden Investitionsbedarf für fossilfreie Techniken und skizziert Anreizmechanismen für neue internationale Kooperationen.
Um die Erderwärmung langfristig auf unter 1,5 °C zu begrenzen, müssen die globalen CO₂-Emissionen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf netto null sinken. Um Netto-Null in Reichweite zu halten, so schreibt das Forschungsteam, müssten die Investitionen in CO₂-freie Energien – 2024 rund 2 Billionen US-Dollar weltweit – deutlich schneller wachsen als bisher.
Der weltweite Investitionsbedarf wird auf etwa rund 6 Billionen US-Dollar pro Jahr bis 2050 geschätzt. Bei gleichbleibender Dynamik würde sich bis 2036 eine Investitionslücke von 26 Billionen US-Dollar ansammeln.
Im globalen Süden müssten die Investitionen sogar auf das Sechs- bis Neunfache des aktuellen Niveaus steigen.Das Diskussionspapier von PIK und KfW Research beleuchtet drei gute Gründe, weshalb Klimafinanzierungen in wirtschaftsschwachen Ländern des globalen Südens auch im Eigeninteresse von wirtschaftsstarken Ländern sinnvoll sein können.
Erstens helfen Klimainvestitionen, wo immer sie auch getätigt werden, gegen die eskalierenden ökonomischen Klimaschäden im eigenen Land, denn der Treibhauseffekt macht nicht an Grenzen halt.
Zweitens birgt eine wirklich globale Umstellung auf fossilfreie Technologien großes Potenzial für Innovationen und Wachstum der heimischen Wirtschaft.
Und drittens kann eine Verschiebung der globalen Kräfteverhältnisse, weg von der Abhängigkeit von Öl-exportierenden Ländern, die nationale Souveränität und Sicherheit im Bereich der Energieversorgung stärken.
Minilaterale Kooperation als Schlüssel in geopolitisch aufgeladenen Zeiten
Gerade in Ländern mit mittleren Einkommen steigen die CO₂-Emissionen derzeit besonders schnell. Um diesen Trend umzukehren, braucht es wirksame Mechanismen, die Anreize für Kooperation schaffen und sicherstellen, dass internationale Klimatransfers zu echten Einsparungen führen.
Großes Potenzial hat dabei der europäische CO2-Grenzausgleichsmechanismus, der Handelspartner dazu bewegt, die eigenen Klimaambitionen zu erhöhen.Ein weiterer Ansatz ist ein Fonds-System, das Länder danach entlohnt, inwieweit Klimamaßnahmen tatsächlich umgesetzt werden.
Die Analyse zeigt, dass es für große, fossile Energien importierende Länder von Vorteil wäre, über eine Kooperation die Energiewende im globalen Süden finanziell zu unterstützen. Modell-Simulationen zeigen, dass sich so etwa eine minilaterale Koalition der beiden investierenden Länder EU und China bilden könnte, die zur Verringerung der Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle im globalen Süden beiträgt, und auch Koalitionspartnern mehr nutzt, als sie kostet.
Dass ein solcher Mechanismus dem eigenen Wohlstand hilft, liegt auch am sogenannten Terms-of-Trade-Effekt: Durch die reduzierte Nachfrage nach fossilen Brennstoffen sinkt die globale Nachfrage und damit der Weltmarktpreis – was die heimischen Verbraucherinnen und Verbraucher wiederum kostenmäßig entlastet. Die vermiedene Klimaschäden kommen als zusätzlicher Nutzen noch hinzu.
Chance für neue Märkte und Industrien
„Diese exemplarische Betrachtung verdeutlicht, dass geopolitische Konflikte und nationale Interesse niemanden vom globalen Klimaschutz abhalten müssen“, sagt PIK-Direktor Ottmar Edenhofer. „Gemeinsames Handeln kann man mit den richtigen Anreiz-Konstruktionen durchaus aus nationalen Interessen entwickeln, dazu liefert uns die Kooperationsforschung Erkenntnisse.
Ein Beleg dafür ist auch die CO₂-Bepreisung in der EU in Verbindung mit der inzwischen beschlossenen Flankierung durch CBAM-Klimazölle. Sie hat bereits heute zur Folge, dass auch andere Länder CO₂-Preise einführen – nicht aus grünem Idealismus, sondern weil es gut ist für Wohlstand und Wachstum.“
Artikel: Edenhofer, O., Kilimann, C., Leisinger, C., Kalkuhl, M., Stern, L., Kohn, K., Levinger, H., Römer, D., (2025): Climate Investments in unstable times: Bridging interests to revive international climate diplomacy. PIK-KfW Research discussion paper.
Link zum Artikel: Stable Investments in Times of Instability (pdf)
Published by
Potsdam Institute for Climate Impact Research
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