Weniger Pflichtangaben, mehr belastbare Kennzahlen. Studie der CFA Society Germany zeigt deutlichen Reformbedarf bei europäischen Nachhaltigkeitsstandards
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Die CFA Society Germany hat die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie „ESRS Simplification - Survey on European Sustainability Reporting Standards“ veröffentlicht. Die Befragung unter Mitgliedern des Verbandes liefert ein umfassendes Stimmungsbild der Finanzpraxis zur Wirksamkeit und Zukunftsfähigkeit der europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS).
Das Ergebnis ist eindeutig: Die Standards werden grundsätzlich als wichtig eingeschätzt, ihr praktischer Nutzen bleibt jedoch bislang begrenzt – vor allem aufgrund ihrer Komplexität und der geringen Fokussierung auf entscheidungsrelevante Kennzahlen.
Hohe Ambition, begrenzter Nutzwert
Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sind ein zentraler Bestandteil der europäischen Nachhaltigkeitsstrategie. Entwickelt im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sollen sie eine einheitliche, vergleichbare und transparente Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa gewährleisten.
In der Praxis zeigt die Studie jedoch deutliche Vorbehalte: Nur ein Viertel der Befragten sieht derzeit einen hohen praktischen Nutzen. Viele Finanzprofis erkennen zwar den grundsätzlichen Wert eines einheitlichen Rahmens, kritisieren jedoch den hohen Umsetzungsaufwand und die starke Textlastigkeit. Gefordert werden klar strukturierte, quantitative Kennzahlen, die tatsächliche Entscheidungsrelevanz für den Kapitalmarkt schaffen.
„Eine Vereinfachung der ESRS bedeutet nicht weniger Qualität, sondern mehr Klarheit und Fokus auf das Wesentliche – genau das, was der Kapitalmarkt braucht“, erklärt Susan Spinner, CFA, CEO der CFA Society Germany.
Zentrale Erkentnisse der Umfrage
- Komplexität hemmt Nutzbarkeit: Der Umfang und die Detailtiefe der ESRS erschweren eine effiziente Anwendung und mindern ihren Mehrwert für Investoren.
- Fokus auf messbare/quantitative? Kennzahlen: Eine deutliche Mehrheit fordert eine stärkere Ausrichtung auf quantitative, vergleichbare ESG-Daten – etwa zu Emissionen, Energieverbrauch oder Risiken, statt umfangreicher narrativer Beschreibungen.
- Bessere Abstimmung mit bestehenden Standards: Überschneidungen mit bestehenden Offenlegungsstandards gelten als zentrales Problem. Die Befragten wünschen sich eine engere Verzahnung zwischen europäischen und internationalen Rahmenwerken.
Über die Umfrage
Die Studie wurde von der Arbeitsgruppe „ESRS Simplification“ der CFA Society Germany unter der Leitung von Danielle S. Budde, CFA, mit Unterstützung von Kirsten Baumbach, CFA, Christoph Klein, CFA, und Heinrich Ey, CFA, durchgeführt. Zwischen Juli und Oktober 2025 nahmen Mitglieder aus Asset Management, Banken, Beratung, Rating-Agenturen und Unternehmen teil. Die Ergebnisse liefern wertvolle Impulse für die laufende Weiterentwicklung der ESRS durch EFRAG und die Europäische Kommission.
Die vollständige Studie „ESRS Simplification - Survey on European Sustainability Reporting Standards“ mit allen Ergebnissen und Empfehlungen finden Sie hier: https://www.cfa-germany.de/media/9b/fd/b5/1762268596/Paper_on_ESRS_Simplification.pdf?ts=1762520991
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CFA Society Germany
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