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Nachhaltigkeitsstrategien im Fokus: AGRANA AG

ESG.Guide Q&A mit Sustainability Management österreichischer Unternehmen

Published investESG on 2022-09-19
Photo credit: apa_schedl/agrana
AGRANA Werk Pischelsdorf

1. Sehen Sie Ambitionen zu mehr Nachhaltigkeit und die Berichterstattung darüber als Pflicht oder als Chance?

Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil der AGRANA-Strategie. Im Sinn der ursprünglichen Definition von Nachhaltigkeit ist es unsere unternehmerische Pflicht, langfristig ein Gleichgewicht zwischen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Interessen zu schaffen und dabei die Bedürfnisse zukünftiger Generationen im Blick zu behalten.
Durch unser verantwortungsvolles Handeln in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung ergeben sich jedoch auch Chancen zur kontinuierlichen Verbesserung unserer Unternehmensstrategie und unseres Geschäftsmodells und zur Mitigation von Risiken.
Obwohl zum Beispiel die Erreichung unserer SBTi-validierten Klimaziele große, auch finanzielle Anstrengungen, bedeutet, ergeben sich Chancen, durch höhere Energie- und Umwelteffizienz Kosten zu senken und die steigende Nachfrage nach CO2-reduzierten Produkten zu bedienen. Unsere Projekte in der Lieferkette zielen beispielsweise auf eine nachhaltige Landwirtschaft ab.
Durch emissionsreduzierte und biodiversitätsschonende Landbewirtschaftung lassen sich wiederum Klimawandelrisiken, die den Agrarsektor besonders treffen, abmildern. Durch die Nutzung dieser und ähnlicher Chancen zur Stärkung unseres Geschäftsmodells beizutragen und dabei über die Erfüllung rechtlicher Verpflichtungen hinauszugehen, ist unsere Ambition in der Nachhaltigkeit.

2. Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und welche wesentlichen Themen werden in Ihren Berichten dargestellt?

Unser Ziel ist es, Umweltauswirkungen zu minimieren, Ressourcen effizient zu nutzen, soziale Verantwortung entlang der Wertschöpfungskette wahrzunehmen und wirtschaftlich nachhaltig sowie werteorientiert zu handeln. Bezogen auf die ESG-Berichterstattung bedeutet das ein Fokus auf die Themen Klima, Wasser, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft, Mitarbeitende und Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette, Konsument:innen und Compliance.
Klar definierte, messbare Ziele in allen wesentlichen Handlungsfeldern und darauf abgestimmte Leistungsindikatoren dokumentieren unser Bestreben und unterstützen das Geschäftsmodell.

3. Welchen Reporting Standard nutzen Sie (ESRS, GRI, etc.) und wie umfangreich ist die Anwendung in Prozent.

Wir haben im Geschäftsjahr 2024|25 erstmalig vollumfänglich nach den European Sustainability Reporting Standards berichtet und auch eine freiwillige Wirtschaftsprüfung unserer in den AGRANA-Geschäftsbericht integrierten nicht-finanziellen Erklärung nach ESRS durchführen lassen.

4. Berücksichtigen Sie in Ihren umweltbezogenen Zielen auch wissenschaftliche Ansätze (wie SBTi), um die Klimaziele zu validieren?

Die Berücksichtigung wissenschaftlicher Ansätze stellt einen wichtigen Aspekt in der umweltbezogenen Zielsetzung dar. Aus diesem Grund haben wir uns SBTi-validierte Klimaziele gesetzt. Unsere validierten „Near-Term Targets“ beinhalten eine absolute Reduktion von THG-Emissionen in Scope 1 und 2 um 50% bis 2030 und eine ca. 30%-ige Reduktion von Scope-3-Emissionen im selben Zeitraum. Zusätzlich bekennen wir uns zu wissenschaftsbasierten Net-Zero-Zielen bis 2040 in Scope 1 und 2 und 2050 in Scope 3.
Charlotte Eberl, Corporate Director Sustainability, Compliance and Internal Audit
Photo credit: agranaCharlotte Eberl, Corporate Director Sustainability, Compliance and Internal Audit

5. In welchen Hierarchiestufen ist das Thema Nachhaltigkeit verankert und wer ist für das Monitoring verantwortlich? Gibt es Nachhaltigkeitsziele und KPIs auch in Vergütungsmodellen?

Inhaltlich obliegt die Verantwortung für die Nachhaltigkeitsagenden dem CTO von AGRANA. Der Ausschuss für Strategie und Nachhaltigkeit unterstützt und berät den Aufsichtsrat bei der Überprüfung, Überwachung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie.
Die Konzern-Nachhaltigkeitsabteilung übernimmt die strategische Steuerung relevanter Themen und stimmt sich dazu mit den Nachhaltigkeitsteams der AGRANA-Segmente hinsichtlich zentraler ESG-Aspekte ab. Unser Verständnis von Nachhaltigkeit basiert aber auf der Überzeugung, dass alle Mitarbeitenden und Entscheidungsträger ihr Handeln an den Grundwerten des Verhaltenskodex sowie den geltenden Compliance- und Nachhaltigkeitsrichtlinien ausrichten müssen.
Es liegt in der Verantwortung jeder und jedes Einzelnen, die Prinzipien einer nachhaltigen Unternehmensführung in den Arbeitsalltag zu integrieren und konsequent umzusetzen.
Die Vergütungspolitik für Mitglieder der Verwaltungs-, Leitungs- und Aufsichtsorgane enthält variable Anteile, die unter anderem an sechs strategische Nachhaltigkeitsziele aus den Bereichen Umwelt/Klima, Arbeitssicherheit, Diversität, nachhaltige Beschaffung und Governance gekoppelt sind.

6. Wie hoch war die CEO Pay Ratio und der Gender Pay Gap in der letzten Berichtsperiode?

Das geschlechtsspezifische Lohngefälle betrug im Berichtszeitraum 2024|25 28,3 %, das Höchstverdienenden-Vergütungsverhältnis 70,3. Beide Kennzahlen wurden gemäß den Vorgaben der ESRS funktions- und länderübergreifend ohne Differenzierung nach Stellenwert oder Tätigkeitsfamilie bzw. beschäftigtenspezifischen Kriterien wie z.B. Alter, Betriebszugehörigkeit berechnet.
Derzeit arbeiten wir an einer detaillierten Analyse des Gender-Pay-Gap unter Einbeziehung der genannten Faktoren. Ziel ist die Ermittlung eines bereinigten geschlechtsspezifischen Lohngefälles, um fundierte Maßnahmen ableiten zu können, die die Lücke verringern.
Photo credit: agrana

7. Werden Ihre Nachhaltigkeitsberichte extern geprüft? Wenn ja, welche Prüftiefe - begrenzte Sicherheit oder hinreichende Sicherheit - wird bestätigt?

Unter Nachhaltigkeitsbericht wird bereits seit einigen Jahren mit begrenzter Sicherheit durch einen Wirtschaftsprüfer geprüft. Wir werden das auch für das laufende Geschäftsjahr 2024|25 wieder so umsetzen.

8. Welche Initiativen werden Sie im Unternehmen in den nächsten 12-18 Monaten umsetzen?

Aktuell werden einige standortspezifische Investitionsprojekte mit großen Auswirkungen auf unsere Umwelt- und Klimabilanz umgesetzt, wie die Finalisierung des Kesselhausumbaus in unserem Zuckerwerk in Opava, Tschechien, die einen kompletten Ausstieg aus dem Energieträger Kohle bedeutet, oder die Realisierung eines energieeffizienten Wärmerückgewinnungsnetzes am Stärkeverarbeitungsstandort Aschach/Donau.
Zudem intensiveren wir stetig unsere Stakeholder-Einbindungsmaßnahmen, ganz besonders mit der für uns so wichtigen Gruppe der Landwirt:innen, um gemeinsam eine klimawandelresiliente, klima- und biodiversitätsschonende Lieferkette aufzubauen.
Wir beschäftigen uns auch intensiv mit Klimawandelrisiken und deren Analyse und der Weiterentwicklung unseres Übergangsplans für den Klimaschutz. Aus Reporting- und Compliance-Sicht verfolgen wir natürlich die regulatorischen Veränderungen im Zuge der Omnibus-Verordnung und neue Gesetzesvorgaben wie die EUDR.
Im für uns besonders wichtigen Bereich der Arbeitssicherheit werden wir ein neues umfassendes Sicherheitsauditprogramm entwickeln und langfristige Verbesserungspläne auf Standortebene implementieren.

9. Wo liegen Ihrer Einschätzung nach die größten Chancen und Herausforderungen Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie?

Chancen und Herausforderungen in der Nachhaltigkeit lassen sich aus mehreren Dimensionen betrachten: ökologisch, sozial, wirtschaftlich und regulatorisch. Eine glaubhafte Strategie inklusive mach- und messbaren Zielen, deren Fortschritt gut dokumentiert ist, hilft uns dabei, Marktchancen zu nutzen und erleichtert uns den Zugang zu nachhaltigen Finanzierungen.
Durch starke Beziehungen zu unseren Partner:innen und Stakeholdern stärken wir unsere einzigartige Position als Bindeglied zwischen der Landwirtschaft und der Lebensmittelindustrie. Ressourcenschonung, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft helfen uns langfristig Kosten zu senken, insbesondere die dafür notwendigen kurz- und mittelfristigen Investitionen stellen in wirtschaftlich unsicheren Jahren allerdings eine Herausforderung dar und es kann zu Zielkonflikten kommen.
Die Nachhaltigkeitstransformation ist ein großer Change-Prozess, nicht nur innerhalb von AGRANA, sondern auch in unserer gesamten Wertschöpfungskette. Solche Prozesse erfordern Zeit und Ressourcen. Ständige regulatorische Änderungen erhöhen die Komplexität. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass sich die Ausrichtung an Nachhaltigkeitsprinzipen langfristig profitabel für unsere Strategie und unser Geschäftsmodell erweist.
Photo credit: Irina Meliukh/Shutterstock.com

10. Wie bewerten Sie den Einfluss Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf die finanzielle Performance Ihres Unternehmens und die Eigenkapitalrendite?

Wir sind davon überzeugt, dass eine solide Nachhaltigkeitsstrategie mit entsprechender Risikominimierung unsere finanzielle Performance und die Eigenkapitalquote stärkt, da ein immer größer werdendes Interesse von Investor:innen, Banken und Kund:innen an ESG-Kriterien zu beobachten ist.
Auch aufgrund von Fragen der Lieferkettenresilienz und Compliance mit strenger werdenden regulatorischen Vorgaben ist und bleibt Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie.