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Studie: Weiter Potenzial für ESG

Nachhaltigkeitsfonds haben in Österreich zugelegt, es gibt aber noch Luft nach oben.

Published investESG on 2025-06-25
Photo credit: George C / Unsplash
Vor allem in den USA hat der ESG-Bereich durch die auf Öl und Gas ausgerichtete Politik Donald Trumps (drill, baby, drill) mit scharfem Gegenwind zu kämpfen. In Österreich sieht die Welt hingegen zum Glück anders aus: Nachhaltige Geldanlagen sind hier im vergangenen Jahr um 15,7 Prozent auf 114,7 Milliarden Euro gestiegen. Das geht aus einer Studie des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) hervor, für die auch eine Befragung zu ESG-Trends unter 89 Finanzinstituten aus dem deutschsprachigen Raum, darunter 23 aus Österreich, durchgeführt wurde. Teilgenommen haben Asset Manager und Banken mit Nachhaltigkeitsfokus, Asset Owner wie Stiftungen, Versicherungen, Pensionskassen und öffentliche Einrichtungen.
Photo credit: FNG
Überwiegend optimistisch
Walter Hatak, stellvertretender Vorstandsvorsitzender Österreich des FNG, gab bei der Studienpräsentation weitere Einblicke: „Bei 65 Prozent der Befragten liegt der nachhaltige Portfolioanteil Ihrer Kundinnen und Kunden unter 25 Prozent. Es ist also noch einiges Potenzial nach oben vorhanden.“  
Weitere Trends: Die Investoren blicken zwar mit steigender Besorgnis auf globale Unsicherheiten, bleiben aber weiterhin optimistisch; 47 Prozent der Befragten erwarten für 2025 ein moderates Wachstum nachhaltiger Geldanlagen von bis zu 10 Prozent.
Der Anteil derjenigen, die hingegen von einer Stagnation ausgehen, ist deutlich auf 37 Prozent gestiegen, 2024 waren es nur 16 Prozent. Das sei laut FNG ein klares Warnsignal und ein Appell an die Politik, verlässliche Rahmenbedingungen (Stichwort: EU-Omnibus-Pakete gegen ausufernde Bürokratisierung) zu schaffen, um die Ziele des EU-Green-Deals nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Befragten machen zudem auf fehlende Standards im Bereich sozialer Kriterien aufmerksam.
Photo credit: FNG
Heißes Eisen: Rüstung
Kontroversiell diskutiert wird ein anderes brennendes Thema unserer Zeit: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine heftige Debatte entfacht, ob Rüstungsinvestitionen mit Nachhaltigkeit kompatibel sind. Die Erhebung des FNG-Berichts zeigt hier ein eindeutiges Bild aus der Branche: 78 Prozent der erfassten nachhaltigen Geldanlagen in Österreich  schlossen sämtliche Rüstungsgüter aus.
Das klare Statement von Hatak lautet: „Sowohl das FNG-Gütesiegel als auch das Österreichische Umweltzeichen halten am Ausschluss aller Waffenproduzenten fest. Der Verteidigungsaspekt mag Rüstung zu einer gesellschaftlichen Notwendigkeit machen, Investitionen in diesen Sektor werden dadurch aber nicht nachhaltig. Denn wenn eine Waffe benützt wird, entsteht Schaden!“
Hier wird also nicht an Veranlagungsrichtlinien bzw. Ausschlusskriterien gerüttelt. Wobei zur Definition noch zu sagen ist: Das Österreichische Umweltzeichen verbietet Investments in Unternehmen, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes mit Rüstungsgeschäften erzielen. Bei geächteten Waffen, also chemischer oder biologischer Natur sowie Streumunition und Landmienen, ist die Grenze weit strenger gesetzt. Es reicht eine bloße Verstrickung in diese Felder für einen Ausschluss. Hatak: „Schon 0,1 Prozent des Umsatzes aus geächteten Waffen würden also ein Unternehmen nicht investierbar machen.“
Interessant sind außerdem die Bestimmungen für sogenannte „paris aligned benchmarks“,  also Vorgaben für Investitionen in Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens. Hier sind nur die erwähnten geächteten Waffen definitiv ausgeschlossen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Andere Rüstungsinvestments sind laut diesen Regeln konform, das umfasst zum Beispiel Atomwaffen und Uran-Munition. Was nicht sehr nachhaltig klingt. 
Hatak, er ist auch Head of Responsible Investments der Erste Asset Management, stellte in diesem Zusammenhang für sein Haus klar: „Auch in Artikel 6-Fonds haben bei uns geächtete Waffen nichts zu suchen. Unsere ESG-Fonds sind ohnedies gänzlich frei von Waffen-Investments und bleiben das.“ ESG.Guide wird jedenfalls weiter beobachten, wie Asset Manager mit dem Rüstungs-Komplex umgehen.
Harald Kolerus, Wirtschaftsredakteur ([email protected])