Das ATX-Unternehmen setzt bei seiner Faserproduktion auf „gut Holz“.

Photo credit: Lenzing AG
Sébastien Knus, Vice President Investor Relations, Lenzing AG
Seit 80 Jahren ist die Lenzing AG mit der Herstellung von Fasern beschäftigt, die dann in weiterer Folge unter anderem im Textilbereich oder für Vliesstoffe (Hygieneartikel, Feuchttücher etc.) eingesetzt werden. Dabei konzentriert man sich auf nachhaltige Produktionstechnologien, um Ressourcen zu schonen. Hier spielt der natürliche Rohstoff Holz eine zentrale Rolle.
Wie das genau funktioniert, besprach ESG.Guide mit Sébastien Knus, Vice President Investor Relations bei Lenzing. „Die Textil- und Modebranche ist sehr ressourcenintensiv und steht demnach auch unter kritischer Beobachtung. Ähnliches gilt für Vliesstoffe. Der Bedarf an ESG-Maßnahmen ist hoch“, führt er aus.
Die Meere danken
Dazu muss man wissen: Synthetische Fasern werden oft aus Kohle, Erdgas und Erdöl hergestellt. Müßig zu erwähnen, dass das keinen schönen ökologischen Fußabdruck hinterlässt. An dieser Stelle kommt Lenzing mit seiner Produktion auf Basis von Holz ins Spiel. Das ist umweltfreundlicher, wobei sich der Vergleich mit synthetischen Fasern sehr gut in der biologischen Abbaubarkeit in Zahlen gießen lässt.

Knus: „Leider landen zum Beispiel noch immer viele Feuchttücher über Abwasser im Meer. Studien haben ergeben, dass beispielsweise unsere Lyocell-Standardfasern nach 30 Tagen vollständig im Meerwasser biologisch abgebaut sind. Bei ölbasierten Produkten war hingegen auch nach 200 Tagen praktisch noch keine Veränderung feststellbar.“ Weiters beziffert Knus, dass die Produktion von Lenzings TENCEL Lyocell- und Modalfasern im Vergleich zu herkömmlichen Lyocell- und Modalfasern den Wasserverbrauch und den CO₂-Ausstoß um mindestens 50 Prozent reduziert.

Wobei der Anteil des Holzes, das Lenzing aus zertifizierten oder kontrollierten Quellen bezieht, bereits bei 100 Prozent liegt. Besonders praktisch ist die Situation beim Produktionsstandort in Brasilien, wo überhaupt auf eine eigene Plantage (Eukalyptus) zurückgegriffen wird. In Tschechien wird hauptsächlich Fichte, in Österreich werden zu einem großen Teil Buche und andere Harthölzer und etwas Nadelholz verwendet.
Praktisch: Auch Abfallholz kommt zum Einsatz. Weiters wird immer darauf geachtet, die Transportwege möglichst kurz zu halten. In der Faserproduktion werden mehr als zwei Drittel der benötigten Energie aus erneuerbaren Quellen gespeist (Biomasse, PV-Anlagen). Dieser Anteil soll kontinuierlich ausgebaut werden.

Fokus: Kreislaufwirtschaft
Womit wir bei den Nachhaltigkeits-Targets und KPIs von Lenzing angelangt sind, hier eine kurze Auswahl: Das Ziel der Reduzierung der Schwefelemissionen der Lenzing Gruppe um 50 Prozent bis 2023 wurde bereits fristgerecht erreicht (Ausgangsbasis war 2014).
Die Erhöhung des Anteils und der Arten von alternativen Rohstoffen wird bis 2030 angestrebt, beispielsweise durch die Verwendung von recycelten Textil- oder landwirtschaftlichen Abfällen. Auch für ausgewählte Fasertypen, wie Viscose- und Lycoellfasern, soll der Recyclinganteil aus Alttextilien von 20 Prozent auf mindestens 30 Prozent bis 2030 erhöht werden.

Ebenfalls auf Kurs befindet sich die Reduzierung der Treibhausgasemissionen gekaufter Waren und Dienstleistungen, vor- und nachgelagerter Transport sowie Brennstoffe und energiebezogene Aktivitäten um 50 Prozent pro Tonne verkaufter Fasern und Zellstoff bis 2030 (Ausgangsbasis 2017).
Ebenfalls geplant: Das Erreichen einer mindestens 90-prozentigen Reduzierung der absoluten Treibhausgasemissionen bis 2050. Etwas verzögert hat sich die Reduzierung der Abwasseremissionen der Lenzing Gruppe um 20 Prozent bis 2024 (Ausgangspunkt 2014). Als Gegenmaßnahme wurde aber die Modernisierung der Abwasseraufbereitungsanlage an dem Standort Purwakarta (Indonesien) gesetzt.
Ein fundamentales Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie von Lenzing ist es, die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Dabei ist man im positiven Sinne auf dem "Holzweg".
Harald Kolerus, Wirtschaftsredakteur
Lenzing AG, ISIN: AT0000644505
Weitere Informationen zu österreichischen Unternehmen: ESG Handbook