Nachhaltige Transformation in Pensionskassen, Vorsorgekassen und Versicherungen
Pensionskassen waren schon vor der EU Regulierung nachhaltig, Versicherungen erwarten höhere Risiken und Biodiversität wird nicht unterschätzt

Photo credit: ESG.Guide
Im Rahmen. des SIS 8 - Sustainable Investor Summit D-A-CH 2025 diskutierten in Wien institutionelle Investoren über aktuelle Entwicklungen und Ihre Strategien im Bereich nachhaltiger Investments.
Michaela Plank, Geschäftsführerin von Mercer Austria, eröffnete die Diskussion und betonte, dass die aktuellen Herausforderungen auch als Chance gesehen werden sollten: "Der Finanzsektor steht vor einem massiven Wandel und einer entscheidenden Wende. Die Notwendigkeit, ökologische, soziale und Governance-bezogene Aspekte in die Strategien zu integrieren ist nicht nur eine Verantwortung, sondern auch eine Chance, einen langfristigen Wert zu schaffen und das Vertrauen der Stakeholder zu stärken und zu intensivieren."
Isabella Mammerler, Chief Risk Officer, Zürich Versicherung, Wien: "Die strategische Integration der Risiken läuft bereits seit Jahren. Es werden Nachhaltigkeitsrisiken bewertet, es werden Klimastrategien und langfristige Szenarien entwickelt. Wir untersuchen die Auswirkungen der Nachhaltigkeitsthemen auf die Entwicklung unserer Schäden und generell auf das Unternehmen insgesamt. In den letzten Jahren haben die physischen Risiken in Form der Naturgefahren hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeiten und der Schadenssummen extrem zugenommen."
Dies erfordert einerseits die quantitative Bewertung und andererseits auch das Setzen von Maßnahmen. Doch nicht immer wirken diese Maßnahmen. Gerade bei Naturgefahren ist es so, dass die Unversicherbarkeit wahrscheinlich im Laufe der Zeit zunehmen wird, weil die Wetterereignisse extremer werden.
In Zukunft würden Public Private Partnerships eine größere Rolle übernehmen müssen, da auch staatliche Komponenten in der Absicherung integriert werden sollen. "Wichtig ist hier vorausschauend an den Themen zu arbeiten und vor allem auch an der Anpassung", erklärt Mammerler Wichtig im Versicherungsumfeld sind auch Analysen zu Risiken der Naturgefahren und ihre Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum des jeweiligen Landes oder der Region.
Nachhaltig nicht nur in der Veranlagung - auch innerbetrieblich
Günther Herndlhofer, Vorstandsmitglied, Österreichische Beamtenversicherung erläutert, dass Nachhaltigkeit nicht nur von der Veranlagungs- und Risikoseite, sondern sehr vielschichtig betrachtet werden kann. Auch innerbetriebliche Maßnahmen können unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit analysiert werden. "Die effiziente Bewirtschaftung der IT Infrastruktur ist eine sehr einfache Maßnahme, um den Betrieb zu verbessern aber auch ökologisch zu verbessern", betont Herndlhofer.
Im Rahmen der Ausschreibung für ein neues Rechenzentrum wurde ein Anbieter ausgewählt, der u. a. auch das UZ80 (Umweltzeichen für Rechenzentren) vorweisen konnte. Diese Überlegungen fließen auch in die Managementstrategie und die Unternehmensvision ein. Im Rahmen der Veranlagung werden Nachhaltigkeitsrisiken berücksichtigt. "Wichtig ist zu prüfen, wo die Stellschrauben sind und wo man KPIs finden kann, die für strategisches Management dann auch hilfreich sind", erläutert Herndlhofer und ergänzt "eine Versicherung, die im B2C Bereich tätig ist, muss ein Standing beim Kunden haben und ein Image pflegen wobei die Nachhaltigkeit kein Schaden ist."
Kunden von Vorsorgekassen wünsche einfache Informationen
In der APK Vorsorgekasse wird ein differenziertes Bild auf der Kundenseite wahrgenommen. Während es auch heute zahlreiche Kunden gibt, die das Thema Nachhaltigkeit weiterhin für wichtig erachten, gibt es auch Branchen und Unternehmen, wo sich in den letzten 12 Monaten hinsichtlich der Nachhaltigkeitstrategie Veränderungen ergaben. Nachhaltigkeit ist auf Seiten der Eigentümer der Vorsorgekassen sehr positiv besetzt, aber nicht bei jedem Unternehmenskunden gleich hoch bewertet.
"Das Thema wird nicht mehr ausschließlich positiv wahrgenommen", erläutert Thomas Keplinger, Vorsitzender des Vorstands, APK Pensionskasse und fügt hinzu "und die Diskussion wird nicht nur in den USA geführt." Auch wenn man inhaltlich noch fest zum Thema Nachhaltigkeit stehen könne, sei es nicht mehr möglich, das Thema an jeder Stelle offensiv zu transportieren. Dies muss auch im Rahmen der Strategie berücksichtigt werden.
"Kunden wollen einfach kommunizierbare Informationen erhalten", betont Keplinger. Mittlerweile sind 2/3 des Portfolios der APK Vorsorgekasse in Fonds mit dem UZ49 Umweltzeichen investiert. "Nicht zwingend, weil dies das Allerbeste ist, sondern weil das etwas ist, was von Kundinnen und Kunden wahrgenommen wird, was angreifbar und nachvollziehbar ist", erklärt Keplinger.
Nachhaltig bereits bevor der europäischen Nachhaltigkeitsregulierung
Günther Schiendl, Mitglied des Vorstands, VBV Gruppe zum Themenkreis der nachhaltigen, aktiven Transformation: "Wir verwalten privates Kapital, das von Unternehmen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingezahlt wurde. Privates Kapital hat Stakeholder, die bestimmen, was mit dem privaten Kapital zu passieren hat. Es hat entsprechend ertragreich investiert zu werden und dieses ertragreiche Investieren kann auch nachhaltig erfolgen."
"Wir Pensionskassen - und vielleicht auch die Vorsorgekassen - in unterschiedlichem Ausmaß je nach Institution - waren schon nachhaltig, bevor die europäische Nachhaltigkeitregulierung kam. Wir werden es auch bleiben, uns anpassen und entwickeln", betont Schiendl und ergänzt "wir brauchen jetzt nicht die Regulierung um nachhaltig zu sein."
Das Geschäft der Pensionskasse wäre langfristig und eine Systemverantwortung für Kunden über einen Zeitraum von 70-75 Jahren. Das Kapital sollte auch so veranlagt werden, dass es die Welt sinnvoll gestaltet, verändert und mitverändert.
Nach Ansicht von Schiendl sei es Aufgabe von Regierungen, den Transformationsprozess zu gestalten. Die Pensionskassen würden ihren Beitrag durch das Management der Portfolios leisten. Man sollte nicht immer versuchen, die Verantwortung der Politik auf den Finanzsektor zu verlagern
"Wir sind aus voller Überzeugung nachhaltig", betont Schiendl und ergänzt, "wir wollen aber nicht jedem vorschreiben, wie dies zu tun ist. Die Farbe 'Grün' hat viele Schattierungen und Farbtöne." Die Pensionskassen hätten auch immer nach dem Prinzip "business first" und "Nachhaltigkeit kommt danach" agiert. Es gab bei Pensionskassen immer mehr Selbstbestimmung als bei den Vorsorgekassen.
Biodiversität wird nicht unterschätzt
Günther Herndlhofer: "Biodiversität sollte im Versicherungsbereich nicht unterschätzt werden, weil sich Versicherungen auch mit dem Thema Prävention beschäftigen müssen. Intakte Ökosysteme sind in Österreich auch die Basis, dass Überflutungen eingedämmt werden. Wenn die Renaturierung stattfindet und die Flüsse Platz haben, werden die Hochwasserschäden reduziert." Im Anlageportfolio sei Klimaschutz und Biodiversität gemeinsam von Bedeutung, wobei es im Klimabereich mehr Daten gäbe. Es gäbe auch Geschäftsmodelle, die im Bereich Biodiversität Ertrag liefern und Risiken reduzieren.
Investment in den Rüstungs- oder Verteidigungssektor?
Die Veranlagung in Waffenproduzenten wird von Vorsorgekassen ausgeschlossen, in Pensionskassen jedoch nicht. In der allgemeinen Diskussion komme es auch darauf an, ob der Begriff "Verteidigung" oder "Rüstung" verwendet wird. Verteidigung und Sicherheit wären auch Grundbedürfnisse und deswegen wären Investments in Waffenproduzenten aus Sicht der Pensionskassen vertretbar. Diese Fragen sollten nicht dogmatisch, sondern pragmatisch und auf der Basis von wissenschaftlichen Studien diskutiert werden.
Paris-aligned als Klimaziel
Günther Schiendl: "Unser Ziel ist Paris-aligned. Bis 2030 wollen wir auf den Pariser Klimapfad sein. Unser Aktienportfolio ist aktuell bei 2,0°C und wir befinden uns erst im Jahr 2025. Diese langfristigen Ziele sollte man sich setzen."
Impact Investing ist auch bei institutionellen Investoren immer stärker im Fokus. Es gibt jedoch noch Begriffe zu definieren und Aufgaben zu lösen, um das Thema besser operationalisieren, messen und kommunizieren zu können.